Merkel versus Biedermann

Talk am Mittag - Frau Doktor Angela Merkel vs. Bürger Gottlieb Biedermann
(Kleines satirisches Zwischenspiel)

G.B.: Sagen Sie Frau Doktor Merkel, müssen wir wirklich jeden Arbeitsplatz auch um den Preis der Umweltzerstörung halten?

A.M.: Aber Herr Biedermann (schaut von oben herab mitleidig lächelnd auf G.B.), natürlich haben Arbeitsplätze Vorrang. Schliesslich wollen wir Ihnen und den anderen Bürgern doch Vollzeitbeschäftigung erhalten.

G.B.: Hmmmm - was aber nützt uns eine Vollzeitbeschäftigung, wenn wir davon nicht leben können. Ich habe mittlerweile drei Jobs angenommen, damit meine Frau, unsere Kinder und ich nach Zahlung der überhöhten Wohnungsmiete auch noch etwas zum Leben haben.

A.M.: Ja, geht denn Ihre Frau nicht arbeiten? Sie könnte doch zum Beispiel die Bahnhofstoiletten reinigen oder bei uns im Bundestag die Toiletten. Die Klofrauen bei uns verdienen zwar nicht so viel an ihrer Arbeit als Putzkraft, machen aber eine schöne Stange Geld dadurch, dass sie das weisse Pulver von den Klobrillen kratzen und es dann wieder an unsere Abgeordneten verkaufen. Wäre das nichts für Ihre Frau?

G.B.: (schaut entrüstet) Frau Doktor Merkel!

A.M.: Ja?

G.B.: Meine Frau ist doch keine Dealerin!

A.M.: Aber Herr Biedermann, natürlich ist Ihre Frau keine Dealerin! Sie gibt doch den Abgeordneten lediglich ihr Eigentum zurück und kassiert dafür so eine Art Finderlohn.

G.B.: Ach soooo ... Na ja, dann ist es ja in Ordnung. Ähhh, was ich noch fragen wollte ...

A.M.: Ja, was wollten sie denn noch fragen, Herr Biedermann?

G.B.: Meine Frau regt sich zu Hause darüber auf, dass wir Deutschen so tief im weltweiten Waffenhandel verstrickt sind. Wir Deutschen wollten doch eigentlich nicht mehr, seit wir den zweiten Weltkrieg verloren hatten.

A.M.: (mitleidig lächelnd) Herr Biedermann! Wenn wir Deutschen keine waffen verkaufen, dann machen das andere. Ausserdem - Waffen sind doch neutral. Da erschiessen sich einige Bösewichte gegenseitig und wir in Deutschland haben dafür gesicherte Arbeitsplätze.

G.B.: Arbeitsplätze, die dafür sorgen, dass woanders Menschen sterben? Ist denn das moralisch zu verantworten?

A.M.: Die Moral wird doch von uns definiert und muss Sie deshalb nicht tangieren, Herr Biedermann. Sie müssten ausserdem wissen, dass immer irgendwo Menschen sterben. Das ist unser Schicksal. Manche sterben eben etwas früher. Vielleicht ist es für diese Menschen sogar von Vorteil. (schaut auf ihre Uhr) Nun muss ich aber gehen. Ich habe noch ein Gespräch mit der NSA. Auf Wiedersehen Herr Biedermann (streckt ihm die Hand hin)

G.B.: (steht auf und ergreift die Hand) Auf Wiedersehen Frau Doktor Merkel.......

Redaktion ZeitgeistTV: Liebe Frau Doktor Merkel, liebe Frau Bundeskanzlerin, wir, das deutsche Volk möchten uns ganz herzlich bei Ihnen für dieses doch sehr informative Gespräch mit unserem Bundesbürger, Herrn Gottlieb Biedermann bedanken.

(Zur Info: Gottlieb Biedermann ist eine Kunstfigur aus dem Drama; "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch)

© cornelia warnke 07.08.2013

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