Weg von der Strasse in die Lüfte

Eines steht unumstösslich fest: die Zeit der Flugzeuge, die mit Kerosin betrieben werden, ist in absehbarer Zeit vorbei. Dann wird eine neue Ära eingeleitet (werden müssen)!

Wer heute noch gegen Luftschiffe ist, wird morgen für sie sein müssen, will er grosse Entfernungen in relativ kurzer Zeit überbrücken. Fossile Brennstoffe werden dann nicht mehr für Luft-, Wasser- oder Strassenverkehr verwendet werden, weil die Ressourcen knapp sind und das Erdöl zu wertvoll ist, um verbrannt zu werden!

Ich war noch am Überlegen, welches Umweltthema ich am besten für meinen Artikel benutze, da kam mir die Erleuchtung in Form der „Solar Impulse“.

Die Solar Impulse ist eine Entwicklung des Schweizers Bertrand Piccard. Allein mit Sonnenenergie schaffte die Maschine es, vom Militärflughafen Payerne in der Schweiz nach Brüssel in Belgien in nur 13 Stunden zu fliegen. Eine absolute Sensation, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Flugzeug im vergangenen Jahr 26 Stunden Nonstop, also auch während der Nacht geflogen ist.

Natürlich heisst das noch nicht, dass nun plötzlich alle Flugzeuge in der Lage wären, nur mit Sonnenenergie zu fliegen, aber es zeigt dennoch Wege auf, wie man Sonnenenergie auch auf Transportfahrzeugen in Luft, auf Land und zu Wasser nutzen könnte.

Dabei fiel mir ein, dass es vor einigen Jahren schon fertige Projekte, die aus dem Stadium der Prototypen heraus waren, gegeben hatte.

Ich erinnere an den Cargolifter, der ein ausgereiftes System besass, welches das Transportwesen revolutioniert hätte. Gleichzeitig erinnere ich mich daran, wie die Bundesbahn und der Verband der Spediteure Sturm dagegen liefen.

Letztendlich haben es die Kräfte der Jasager zum Raubtierkapitalismus vereint geschafft, nicht nur den Cargolifter auszuschalten, sondern auch ähnliche Projekte anderer Unternehmen gestoppt.

Das ist deshalb zu bedauern, weil wir dadurch statt weg vom Umweltschmutz, weg vom Umweltschutz gegangen sind.

Man bedenke, wie viele Lastkraftwagen im Fernverkehr überflüssig geworden wären – wieviel Treibstoff wir insgesamt gespart hätten. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung gewesen und es hätte schon etwas verändert.

Nehmen wir uns einmal die Daten des Cargolifters vor:
• Quelle: CargoLifter AG • 11/1997
Der CL 160 in Zahlen (Planung 12/98)

Länge:
Durchmesser:
Technik:
Füllung:
Nutzlast:
Ladebucht:
Antrieb:
Fluggeschwindigkeit:
Flughöhe:
Reichweite:


260 Meter
65 Meter
Lighter-than-air-Prinzip
550.000 m3 nichtbrennbares Helium
160 Tonnen
50 Meter x 8 Meter x 8 Meter (entspr. 36 Stdard-/40-Fuß-Cont.)
verbrauchsarme Dieselmotoren
80 bis max. 135 km/h
max. 2.000 Meter
bis 10.000 Kilometer


Soweit mir bekannt ist, wurden nur zwei Exemplare gebaut.

Was aber hat die Solar Impulse mit einem Zeppelin gemeinsam?

Beide sind in der Lage, nur mit Solarenergie angetrieben, von A nach B zu fliegen. Der Cargolifter ist geradezu prädestiniert dazu, auf seiner Oberfläche Solarzellen zu tragen. Es gibt dabei heute bereits hochwertige Dünnschicht-Solarzellen, die so flexibel sind, dabei extrem robust, dass sie sich sogar rollen lassen. Das hat natürlich den Vorteil, dass im Gegensatz zu normalen Solarzellen das Gewicht keine so grosse Rolle mehr spielt. Bei einer riesigen Fläche, wie sie der Cargolifter im oberen Bereich bereitstellt, ist natürlich ein entsprechend modernes Powermanagement von entscheidender Bedeutung. Hier müssen also verschiedene Berufsgruppen interdisziplinär zusammen arbeiten.

Das würde bedeuten, dass die Dieselmotoren durch entsprechende E-Motoren ausgetauscht werden. Dann wäre da noch das Problem mit effizienten Batterien zu klären. Es gibt mittlerweile verschiedene Batterietypen, die auf verschiedene Art Energie speichern. Allerdings sind sie bisher für den normalen Strassenverkehr beispielsweise zu gross, zu schwer und haben eine zu geringe Reichweite. Das könnte sich aber bald ändern, wenn wir uns noch einmal die „Solar Impulse“ ansehen, die ja, wie bereits anfangs erwähnt, einen 26-Stunden Nonstop-Flug hinter sich gebracht hat.

Kommen wir zum Thema „Helium“. Das ist ein nichtbrennbares Gas, welches immer noch die erste Geige beim Bau von Luftschiffen spielt. Leider steht Helium aber nicht unendlich zu Verfügung. Die grössten Vorkommen sind meines Wissens auf US-amerikanischem Gebiet.

Zwar kann Helium refresht werden und muss daher nicht erneuert werden, aber es gibt natürlich Verluste von Helium dadurch, dass das Gas durch die Hülle diffundiert.

Kürzlich sprach ich mit einem der Leitenden Mitarbeiter bei Linde, der mir bestätigte, dass es BISHER noch keinen vollwertigen Ersatz für Helium gibt. Es wird zwar experimentiert, aber bislang nur mit mässigem Erfolg. Hinter diesen Experimenten steht natürlich der Wunsch, nicht durch einen so mächtigen Staat wie USA erpressbar und abhängig zu sein (die Hindenburg verbrannte, weil die USA sich geweigert hatten, den Deutschen Helium zu liefern und man deshalb auf den gefährlichen Wasserstoff zurückgriff).

Es wird dabei versucht, den Wasserstoff so zu verändern, dass er bei gleicher Tragfähigkeit auch die NICHTBRENNBARKEIT von Helium erreicht. Da Wasserstoff bisher fast unbegrenzt zur Verfügung steht, wäre das natürlich ein Riesenschritt in die Zukunft der Luftschiffe!

Ein wiederkehrendes Thema ist die Prallhöhe, die aber mit moderner Ausrüstung keine grosse Rolle mehr spielen sollte.

Was ist nun die Prallhöhe?

Je höher man fliegt, desto „dünner“ wird die Luft. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich der Innendruck eines Ballons in dünnerer Luft erhöht. Je höher also so ein Fluggerät steigt, die Luftdichte also geringer wid, um so höher wird der Innendruck im Ballon. Irgendwann ist die so genannte Prallhöhe erreicht, die ein Höherfliegen unmöglich macht, wenn man nicht den Innendruck verringert.

Früher musste das Helium ab einer bestimmten Höhe abgelassen werden. Heute können das Kompressoren erledigen (Deflation), die das Gas in Tanks füllen und beim Absinken des Luftschiffs wieder in die Ballonhülle pumpen (Kompression). Dadurch entsteht ein Kreislauf beim Helium, das immer wieder neu verwendet werden kann.

Aber nicht nur der Cargolifter, der durch den Druck einiger mächtiger Organisationen vom Markt gefegt wurde, könnte unser Logistikproblem beheben;

Es gibt weitere Luftschiffe von anderen Konstrukteuren, die als Passagierschiffe angedacht sind, ähnlich den Luxuslinern auf dem Wasser.

Hoffen wir auf die Einsicht von Politik und Industrie...

cornelia warnke 9.06.2011

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