Es war einmal - so fangen alle Märchen an

Himmlische Stille über der Stadt Berlin. Von oben – weit oben – hört man nur ein leises Summen, ähnlich dem Summen einer Vielzahl von kleinen Insekten.

Die Luft ist klar und von Smog – wie er noch vor 50 Jahren selbstverständlich schien – keine Spur.

Am blauen Himmel weisse Federwölkchen und dazwischen schweben majestätisch riesige Zeppeline lautlos dahin.

Ich gehe tiefer und sehe die Strassen, auf denen leise summend Elektrofahrzeuge von A nach B fahren. Dazwischen viele Fahrräder, die nur mit Muskelkraft bewegt, die Strassen beleben.

Spielende Kinder lärmen laut und vergnügt auf parkähnlichen Kinderspielplätzen. Ein buntes Treiben von Fussgängern, die die Boulevards bevölkern und gemächlich dahinflanierend, in mehr oder weniger ernsthafte Gespräche vertieft sind.

Für einen Menschen von 2011 muss dies futuristisch wirken. Gab es doch damals noch Atomkraftwerke, Kohlekraftwerke und jede Menge nicht bewältigten Umweltschmutzes.

Diese Zeiten sind gottlob lange vorbei und die Erinnerung daran besteht nur noch bei den Älteren. Was gab es für Widerstände, als die Mehrzahl der Bürger die Abschaltung der AKW´s forderte. Die schwarz-gelbe Regierung, die zu dieser Zeit das Land mehr verwaltete, als es zu regieren, machte erst einen hundertachtzig Grad Schwenk, als in Japan durch mehrere gleichzeitig stattfindende Katastrophen das AKW Fukushima kollabiert.

Es beginnt – verursacht durch Wassermangel in der Kühlung – eine Kernschmelze. Brennstäbe liegen trocken und heizen sich auf. Der Ozean wird auf vielen Kilometern Breite und Länge durch verstrahltes Wasser verseucht. Fische können nicht mehr gefangen und der Nahrungskette zugeführt werden – zu hoch sind die Messwerte!

Während weltweit ein Nachdenken über den Sinn von Atomenergie einsetzt, beginnt bereits einige Wochen später das grosse Vergessen bei den meisten Menschen. Die Deutschen werden belächelt und als Angsthasen bezeichnet. Selbst die vorher so emsig am Atomausstieg arbeitende schwarz-gelbe Regierung fing an, wieder in Gewässer zu schwimmen, in denen der Atomausstieg als Datum schwammig blieb.

Scheinbare Experten, die von de Atomindustrie geschmiert waren, entwarfen Horrorszenarien von einem Blackout der Stromversorgung in Deutschland, würde man alle AKW´s abschalten. Das änderte sich auch nicht, als die Menschen merkten, dass trotz Abschaltens der meisten AKW in Deutschland nirgendwo das Licht ausging. Natürlich gab es auch dafür wieder eine Erklärung: die Deutschen kauften Atomstrom aus anderen Ländern. Das wir in Europa die grössten Stromex-porteure waren, wurde vergessen.

Dabei war alles so einfach!

Alle Strommasten wurden suczessive gekappt und durch Erdkabel ersetzt. Gleichzeitig stellte man die Energie von 380.000 KV Drehstrom auf 380.000 KV Gleichstrom um, was dazu führte, dass durch den Umstieg auf Gleichstrom der Transportverlust von etwa 17% bei Drehstrom sublimiert wurde.

17% mehr Strom entsprach zu dieser Zeit der gesamten erneuerbaren Energie. Damit konnten viele Kraftwerke eingespart werden, ohne dass gleichzeitig neue Anlagen gebaut wurden.

Durch die Dezentralisierung und einem intelligenten Powermanagement in Verbindung mit dem Ausbau der Photovoltaik, Offshore-Windparks, Gezeitenkaftwerken und kleinen Blockkraftwerken, die zwischenzeitlich so ausgereift waren, dass sie den von Menschen verursachten Müll sehr effizient in Energie umsetzen konnten, kam es garnicht erst zu Engpässen.

Gleichzeitig mit dieser Energietechnischen Revolution besannen sich Ingenieure und Wissen-schaftler wieder auf Techniken im Flug- und Strassenverkehr. Dabei stand der Zeppelin an erster Stelle der Luftfahrzeuge, die sowohl den Flugverkehr, als auch die Strasse würde entlasten können.

Was durch die verschiedenen Lobbygruppen damals verhindert wurde, bekam nun eine Chance. Dabei war den Ingenieuren klar, dass – bedingt durch das begrenzte Kontingent an Helium – Luftschiffe nur in begrenzter Zahl gebaut werden würden können. Das wiederum beflügelte die Wissenschaft, sich intensiv mit dem Wasserstoff zu beschäftigen, der in mehr als ausreichendem Masse zu Verfügung stand, aber für Luftfahrzeuge seit dem Unfall mit der Hindenburg 1933 tabu war.

Zuerst experimentierten sie mit einem Gemisch aus Helium und Wasserstoff, was jedoch keine so befriedigenden Ergebnisse erzielte. Dann nahm sich die Wissenschaft des Wasserstoffs persönlich an und es gelang ihnen nach einiger Zeit, aus dem explosiven Wasserstoff eine gezähmte Variante zu entwickeln, die nahezu die gleichen Eigenschaften wie Helium aufwies. Damit war der Weg frei für Luftfahrschiffe für die verschiedensten Bedürfnisse. Ein Luftschiff namens Cargolifter, von der Konkurrenz ins Aus gebombt, erlebte eine Renaissance. 160 Tonnen Nutzlast konnten mit diesem Luftschiff bei einer Geschwindigkeit bis zu 135 km/h transportiert werden. Von einer anderen Firma gab es ein Luftschiff für den Personenverkehr. Bis zu vierhundert Menschen konnten hier bei einer vergleichbaren Geschwindigkeit über tausende von Kilometern transportiert werden.

Ein einziger Cargolifter ersetzte dabei bis zu 34 Fernlastzüge. Damit gab es also bereits eine Alternative zu den mit Kerosin betriebenen Flugzeugen. Es brauchten keine aufwändigen Flughäfen gebaut werden und durch das Wegfallen der schweren Lastwagen entfielen auch teure Autobahn-bauten.

Für die Verteilung in den Städten wurden kleine Lastkraftwagen gebaut, die durch neuartige Akkus gespeist wurden und eine Reichweite von täglich 200 Kilometern hatten, ehe sie wieder aufgeladen werden mussten. Das hiess im Klartext, dass ein Fahrer mit so einem Gefährt bis zum Feierabend mit dem Auto unterwegs war und es erst abends wieder an die Steckdose einer der vielen dezen-tralen Stromtankstellen anschloss, die tagsüber etwa 50 Prozent ihrer Energie durch Photovoltaik erhielt und in den Nachtstunden den Strom von der Windenergie bekam.

Generell wurden in ganz Deutschland Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verboten, was dazu führte, dass die Luftbelastung drastisch zurück ging. Menschen wachten morgens in der Grossstadt auf und hatten einen klaren Kopf – keine Kopfschmerzen und ihr Körper war voller Elan. Das war natürlich vor allem dem Fehlen der schädlichen Abgase geschuldet, die in Grossstädten für Smog gesorgt hatten.

Natürlich gab es zwischenzeitlich auch immer wieder kleine Rückschläge, die aber mit vereinter Kraft gelöst wurden. Die grossen Energieriesen, die sich bestens vorbereitet hatten auf den Umstieg der erneuerbaren Energie wurden von dem Elan und der Hingebung eines Grossteils der auf diesem Sektor arbeitenden Menschen völlig überrascht und schrieben rote Zahlen, was wiederum den Anlegern nicht passte.

Hier war es zum ersten Mal gelungen, die Konzerne in die Schranken zu verweisen und ein Grossprojekt zu verwirklichen, welches der Gesellschaft nutzte und nicht einigen Wenigen.

Dieser radikale Umstieg auf erneuerbare Energien hatte aber noch weitreichendere Folgen; Menschen wurden nicht mehr so oft krank. Das versteinerte Herz der meisten Städte wich weiten Grünanlagen, in denen die Häuser eingebettet waren. Ausserdem besannen sich die Deutschen auch wieder einer Errungenschaft, die sie früher nach Fernost verkauft hatten – die Magnetschwebebahn. Es war ihnen gelungen, das Konzept noch weiter zu verbessern und so auch den Energieverbrauch drastisch zu reduzieren.

Durch die Lastluftschiffe, die den gesamten Warenverkehr übernahmen, verschwanden auch die Schiffe von den Flüssen und die Flüsse gesundeten langsam. Allerorten wurden Verfahren für die verschiedensten Bereiche angewendet, die schon immer in Schubladen herumgelegen hatten und nun der Allgemeinheit zugute kamen....

Ich weiss, meine Geschichte hört sich wie ein Märchen an. Das Problem dabei ist, dass es heute bereits machbar wäre, aber an der Gier einiger mächtiger Bosse scheitern könnte!

Deshalb sind wir alle dazu aufgerufen, unsere Stimmen zu erheben gegen eine weitere Zerstörung unserer Umwelt und für eine gesunde Welt, in der unsere Kinder unbeschwert aufwachsen können.

cornelia warnke 24.05.2011

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